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Studenten der Kölner Musikhochschule zeigten in der Marmagener Turnhalle , was sie stimmlich und mimisch so alles zu leisten vermögen.
Nettersheim-Marmagen Engelbert Humperdincks Märchenspiel „Hänsel und Gretel" ähnelt auf den ersten Blick einem Potpourri volkstümlicher Melodien. Selbst wenn man diese Oper noch nie gehört hat, .glaubt man doch fast alle Nummern zu kennen: "Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?", "Mit den Füßchen tapp, tapp, tapp, mit den Händen klapp, klapp, klapp", "Hunger ist der beste Koch", "Ein Männlein steht im Walde", "Abends will ich schlafen geh´n, vierzehn Engel um mich steh´n" - die Reihe ließe sich beträchtlich verlängern.
Die Zuhörer in der gleich drei Mal komplett ausverkauften Sporthalle fühlten sich am Wochenende zeitweise in ihre frühste Kindheit versetzt. Der Kölner Professor Igor Folwill zeichnete wieder einmal für Regie, Licht und Bühne verantwortlich. Ein echter Knochenjob. Denn der Musikdozent an der Kölner Musikhochschule musste nicht nur beim Bühnenumbau mithelfen, sondem auch noch in Windeseile einen defekten Scheinwerfer reparieren,
Uraufführung in Weimar
Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen von Karl-Josef Görgen. Görgen begleitete sämtliche Gesangspassagen am Klavier und ließ sogar die Ouvertüre erklingen, die nicht einmal mehr während der
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Uraufführung in Weimar am 23. Dezember 1893 zu hören war.
Paul F. Irmen und sein Marmagener Kirchenchor hatten sich in diesem Jahr einmal ganz der Organisation der Veranstaltung gewidmet. Aber auch ohne aktiv am Singgeschehen teilzunehmen, hatten die Damen und Herren alle Hände voll zu tun.
Für die Kölner Musikhochschule ist der Märchen-Klassiker keinesfalls Neuland. In Siegburg, der Geburtsstadt Humperdincks, führen sie das Stück seit vielen Jahren auf. Dabei ist es stets ihre Intention, mit minimalem Ausstattungsaufwand eine größtmögliche Imagination für den Zuschauer zu erreichen.
Die sechs jungen Musikstudenten, die am Samstagabend auf der Bühne standen, erreichten dieses Ziel mühelos. Hiroe Ito spielte den Hänsel. Dabei glänzte die junge Dame nicht nur mit einer wunderbaren Stimme, sondern mit einer ausdrucksstarken, fast stummfilm reifen Mimik.
Kathrin Smith als Gretel war voller Ungestüm und hatte mit ihrer Rolle,
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in der sie zuweilen hohe Mobilität an den Tag legen musste und gleichzeitig komplexe Liedpassagen zu intonieren hatte, nicht die geringste Mühe.
Christine Meyer begeisterte das Publikum als Mutter der beiden Märchenkinder, und Martin Krasnenko setzte die große Lebenslust des armen Besenbinders Peter kraft voll und mehr als überzeugend in Gesang um.
Grell geschminkt trat schließlich Daniele Köhler als Knusperhexe in Aktion. Doch nur ihr Äußeres war schrill, ihre Stimme war es keinesfalls.
Elisabeth Weingarten schließlich gab den Sand- und Taumann, eine echte Sprungbrettrolle, von der aus es schon einmal eine Studentin bis an die Metropolitan Opera in New York gebracht haben soll. Alles in allem erlebten die Zuschauer eine mehr als gelungene Darbietung, die sich ohne große Showeffekte auf das Wesentliche besann: auf Musik und Text. Man kann nur hoffen, dass die Arbeit des Erfolgstrios Folwill-Görgen-Irmen auch in Zukunft weitergeht.
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