Kölnische Rundschau vom 8. Dezember 2003
Der Eifeler Draht zur Kölner Oper
1000 Besucher sahen "Hänsel und Gretel" in der Marmagener Sporthalle

von GUDRUN KLINKGAMMER

MARMAGEN Mit seinen .letzten ersparten Groschen reiste der Komponist Engelbert Humperdinck Anfang Dezember 1883 nach München. um dort die Uraufführung seiner zufällig entstandenen Oper .Hänsel und Gretel" gemeinsam mit Richard Strauß vorzubereiten. Eine Grippeepidemie machte den beiden allerdings einen ziemlichen Strich durch die Rechnung. Die Aufführung musste verschoben werden und kam in abgespeckter Version mit zweiter Besetzung am 23. Dezember 1983 in Weimar auf die Bühnenbretter. Der Intendant entschloss sich zögernd zu weiteren Aufführungen. Niemand ahnte damals. dass man die Einnahmen dieses Werkes einmal in Millionen zählen würde.

Diese Oper „zieht" immer noch, ist ein echter Klassiker geworden und gerade vor Weihnachten auf vielen Spielplänen zu finden; in diesem Jahr sogar auf dem Spielplan der "Marmagener Eifel Oper", Der Kirchenchor Marmagen unter der Leitung von Paul F Irmen arbeitete in der Vergangenheit schon häufig erfolgreich mit Studenten und Professoren der Kölner Opernschule zusammen, aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit erwuchsen am Wochenende drei restlos ausverkaufte Aufführungen der berühmten Humperdinck-Oper „Hänsel und Greter“ Rund 1000 Besucher erlebten die Oper in der umgebauten Marmagener Sporthalle. Als Aktive auf der  Bühne standen in diesem Jahr ausschließlich angehende Profisänger. Die Mitglieder des Chors zeichneten für einen reibungslosen Organisationsablauf verantwortlich.
Die Geschichte der Märchenoper. eigentlich altbekannt. bezeichnet Paul F. Irmen als „topmodern". Ein Geschwisterpaar, von seinen Eltern vernachlässigt, landet im liefen Wald. Der Wald steht als Symbol für die Gefahren und die Versuchungen der Welt. Als jugendlich frischer Hänsel gefiel Hiroe Ito den Zuschauern, als mädchenhafte Gretel eroberte Kathrin Smith die Herzen des Publikums. In den Duetten, aber auch in den synchronen Bewegungen bewiesen sie, dass sie aufeinander einzugehen wissen und wirkliches Können besitzen. Eines der bekanntesten und anrührendsten Stücke, das "Abendlied", gestaltete einfühlsam und intensiv "Sandmann" Elisabeth Weingarten, auch als Taumännchen im Einsatz.

 

Görgen: Pianist der Extra-Klasse

Stimmlich nicht ganz so stark wirkte Martin Krasnenko am Samstagabend (Vater Peter), recht sicher an seiner Seite dagegen Christine Meyer (Mutter Gertrud) Und, obwohl sie die "böse" Rolle spielte und hinterher verlor, die hochgewachsene Daniela Köhler als Knusperhexe wirkte einfach unschlagbar. Ihr gehörte zum Schluss die Bühne, die sie voll auszunutzen wusste. Stimmlich setzte sie bemerkenswerte Akzente, schauspielerisch überzeugte sie durch homogene Gestik.

Gern im Hintergrund blieben die beiden Hauptdrahtzieher, Regisseur Professor Igor Folwill und der musikalische Leiter Professor Karl-Josef Görgen. Was der in Harzheim wohnende Karl-Josef Görgen am Flügel musikalisch leistete ist schwer mit Worten zu beschreiben. Paul F. Irmen drückt es so aus:  .Der erfahrene Pianist Kennt die Partitur von Hänsel und Gretel eben rückwärts auswendig.“ Görgen begleitete die Künstler in  Marmagen nach einem Klavierauszug. Er führte die Sänger oder ließ ihnen  Spielraum,  gerade so, wie sie es brauchten oder wünschten. Sämtliche Höhen und Tiefen arbeitete er optimal mit ihnen durch.

Den großen Geist, der in dem Weltklasseregisseur Igor Folwill steckt. kann man auch an kleinen Dingen ermessen. So erklärte er dem Publikum auf gewitzte Weise, dass die Flüssigkeil in der Nebelmaschine völlig unschädlich sei und nur an den besten Häusern Verwendung finde.  Begeisterter Applaus brandete nach den gelungenen Aufführungen der Märchenoper minutenlang durch die “Marmagener Eifer Oper".